Mythos Übergewicht – Warum dicke Menschen länger leben
Autor*in: | Achim Peters |
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Verlag: | C. Bertelsmann Verlag, München 2013, 271 Seiten |
Rezensent*in: | Gerhard Danzer |
Datum: | 06.08.2013 |
Adipositas (Fettsucht, Übergewicht) ist in den Staaten der westlichen Welt seit einigen Jahrzehnten ein zunehmendes Problem. Immer mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind davon zum Teil in eklatanter Art und Weise betroffen, was nicht nur ästhetische, sondern vor allem auch viele medizinische Probleme aufwirft und unterschiedliche Krankheitsbilder mit bedingen kann.
In der Vergangenheit wurden diverse Theorien formuliert, warum Adipositas entsteht und sich hinsichtlich der Häufigkeit dieses Phänomens eine rasante Zunahme in den letzten zwanzig Jahren ergeben hat. Ausgehend von der Beobachtung, dass das Übergewicht eines Menschen mit seinen Ernährungsgewohnheiten zusammenhängen kann, hat sich in den Medien eine wahre Flut von Diätvorschlägen breit gemacht, die mit zum Teil einander widersprechenden und bisweilen abstrusen Strategien versuchen, den überflüssigen Pfunden Paroli zu bieten. Nicht selten erfolgt jedoch auf eine anfängliche Gewichtsabnahme ein Rebound- oder Jojo-Effekt, bei dem die Betreffenden nach wenigen Monaten nicht nur das ursprüngliche Ausgangsgewicht wieder erreicht haben, sondern sogar noch mehr als vor ihrer Diät wiegen.
Die meisten Ernährungsmediziner sind deshalb in Bezug auf Diäten bei Adipositas zurückhaltend und skeptisch. Sie verweisen nicht nur auf den Jojo-Effekt, sondern auch auf die hohen Kosten, die nicht selten mit den jeweiligen Diäten verknüpft sind. Außerdem greifen Diäten meist höchst undifferenziert in den Stoffwechsel eines Organismus ein, dessen Gewicht und Fettverteilung Ausdruck seiner Lebensgeschichte inklusive seiner Belastungsfaktoren bedeutet.
Daher muss ein erster Schritt bei der Beurteilung von Adipositas die umfängliche Diagnostik des Betreffenden einschließlich des Lebensstils und Charakters darstellen. Erst wenn beleibte oder dicke Menschen diesbezüglich verstanden werden, kann mit ihnen zusammen eine sinnvolle Behandlungsstrategie entworfen werden, die meistens nicht auf eine Diät, sondern auf körperliche Bewegung und Veränderung von Bewältigungsstrategien abzielt. Diese Gesichtspunkte erläutert der Lübecker Gehirnforscher und Endokrinologe Achim Peters in seinem neuen Buch Mythos Übergewicht in sehr eingängiger Manier.