Anatomie – Der fotografische Atlas
Autor*in: | Johannes Rohen, Chihiro Yokochi & Elke Lütjen-Drecoll |
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Verlag: | Schattauer Verlag, achte Auflage, Stuttgart 2016, 545 Seiten |
Rezensent*in: | Gerhard Danzer |
Datum: | 17.10.2015 |
Als der inzwischen hochbetagte Anatom Johannes Rohen (geboren 1921) in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts zum ersten Mal sein längst legendär gewordenes Lehrbuch der Funtionellen Anatomie herausgab, begeisterte er ganze Kohorten von Medizinstudenten. Mit diesem Kompendium war es ihm gelungen, den mikro- und makroskopischen Aufbau des menschlichen Organismus mit den jeweiligen Funktionen von Organen und Organsystemen so zu verknüpfen, dass aus einem potentiell tote Körper darstellenden und erörternden Lehrgebiet etwas überaus Lebendiges und Anschauliches wurde.
Seit den 80-er Jahren gibt nun Johannes Rohen, jahrzehntelang Lehrstuhlinhaber für Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen, daneben auch noch den Fotografischen Atlas der Anatomie des Menschen heraus, der soeben in einer achten Auflage im Schattauer-Verlag erschienen ist. Als Mitherausgeberin figurieren seit langem schon die ebenfalls in Erlangen tätige Anatomin Elke Lütjen-Drecoll sowie der emeritierte Anatomie-Professor Chihiro Yokochi aus Kanagawa in Japan.
Über Jahrzehnte hinweg galt es in der Anatomie als ausgemachte Sache, dass man als Student und Betrachter von anatomischen Lehrbüchern die dargestellten Strukturen am ehesten und leichtesten erkennen und sich einprägen könne, wenn dieselben als gezeichnete abgebildet werden. In den altehrwürdigen Anatomie-Atlanten finden sich daher in der Regel überaus kunstvolle Zeichnungen des menschlichen Organismus mit hohem didaktischen und manchmal sogar künstlerischem Gehalt (einer der Ersten, der anatomische Zeichnungen anfertigte, war kein Geringerer als Leonardo da Vinci).
Mit seinem fotografischen Atlas der Anatomie gelingt es Rohen jedoch mühelos, dieses tradierte Dogma zu erschüttern respektive zu ergänzen. Seine Kombination aus exzellenten Fotografien (vorrangig von anatomisch präparierten Leichenteilen), systematischen Zeichnungen und Röntgen- sowie Magnetfeld-Resonanz-Tomographie-Aufnahmen übertrifft die sonst gängigen Lehrbücher der Anatomie merklich.
Man kann hoffen, dass Rohen (mit inzwischen über 90 Jahren) weiterhin nicht nur die traditionelle Einführungsvorlesung Humanmedizin an der Universität Erlangen hält, sondern auch zukünftig für Neuauflagen seines Fotografischen Atlas sorgen wird. Wie breit gefächert das Interesse dieses anatomischen Urgesteins ist, wird unter anderem auch an einer im Jahr 2000 von ihm realisierten Publikation mit dem Titel Morphologie des menschlichen Organismus – Versuch einer goetheanistischen Gestaltlehre des Menschen deutlich.