Max Weber Handbuch. Leben – Werk – Wirkung
Autor*in: | Hans-Peter Müller & Steffen Sigmund (Hrsg.) |
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Verlag: | Metzler Verlag Stuttgart 2014, 425 Seiten |
Rezensent*in: | Gerhard Danzer |
Datum: | 11.09.2014 |
Pünktlich zum 150. Geburtstag Max Webers erschien im Metzler-Verlag Stuttgart ein Handbuch, das sich dem Leben, mehr aber noch dem Werk und der Wirkung des bekannten deutschen Soziologen widmet. Wie stets in der Reihe der Handbücher aus diesem Verlag, werden wir auch bei Max Weber bei der Lektüre mit überaus soliden Abhandlungen verschiedener Experten und Exegeten (in diesem Falle hauptsächlich Soziologen) belohnt.
Max Weber (1864-1920) zählte neben Ferdinand Tönnies, Georg Simmel und Werner Sombart zu den Gründervätern der Soziologie in Deutschland. Unter Soziologie wollte er die wissenschaftliche Erfassung und Beschäftigung mit Phänomenen des sozialen Handelns verstanden wissen, wobei er vier Formen sozialen Handelns unterschied: affektuelles, traditionelles, zweckrationales und wertrationales Handeln. Soziologie (so Weber) „soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will“.
Bekannt wurde Weber mit Publikationen wie Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus (1920) oder Wirtschaft und Gesellschaft (2. Auflage 1925). Des Weiteren imponierte er mit einigen öffentlichen Reden, die er zum Ende des Ersten Weltkriegs hin gehalten hat: Wissenschaft als Beruf sowie Politik als Beruf. Bei dem ersten Vortrag ging es um die Fragen, was das Wesen von Wissenschaft sei und welche Charaktereigenschaften ein erfolgreicher Wissenschaftler aufweisen solle. Weber war überzeugt, dass das Geschäft der Wissenschaft eng mit der Person des Wissenschaftlers assoziiert ist.
Den idealtypischen Wissenschaftler zeichnen nach Max Weber Qualitäten wie Leidenschaft, hohes Arbeitsethos und Fähigkeit zu Intuition aus. Inhalte wie auch Effekte von Wissenschaft waren seiner Meinung nach mit Begriffen wie Rationalisierung und Entzauberung der Welt assoziiert. Dabei sollten keine Weltanschauungen oder Werteordnungen generiert werden; aber für Weber stand fest, dass Wissenschaft vor dem Hintergrund von Weltanschauung und Werteordnung stattfindet, und dass diese daher bei wissenschaftlichen Klärungsversuchen von Problemen nicht unberücksichtigt bleiben dürfen.
Max Weber konnte druckreif vortragen und sprechen, und das, was er sagte, und die Art, wie er es sagte, stimmten überein. Pathos, Logos und Ethos, die drei wesentlichen Kriterien, nach denen die Qualität eines Rhetorikers beurteilt wird, standen miteinander im Einklang, und Hörer von Weberschen Vorträgen (wie etwa der spätere Philosoph Karl Löwith) waren vom klaren Verstand und der tiefernsten Humanität des Soziologen nachhaltig beeindruckt.
Im vorliegenden Max Weber Handbuch wird auf diese Vorträge (die später in gedruckter Form publiziert wurden) ebenso fundiert eingegangen wie auf viele weitere seiner Veröffentlichungen und Gedanken. Besonders prägnant und instruktiv sind die jeweils wenige Seiten umfassenden Ausführungen zu zentralen Begriffen Webers wie beispielsweise Arbeit, Geld, Charisma, Handeln, Idealtyp, Kultur, Protestantismus, Politik, Recht, Wert, Säkularisierung oder Lebensführung. Das Handbuch eignet sich daher als Einführung in das Denken Webers ebenso wie für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dessen Ideen.