Körper – Selbst – Identität
Autor*in: | Holger Hagen |
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Verlag: | Verlag Königshausen & Neumann 2015, 421 Seiten |
Rezensent*in: | Gerhard Danzer |
Datum: | 13.03.2017 |
Die Frage nach unserer Identität bewegt die meisten von uns ein Leben lang, ohne dass wir diesbezüglich so rasch zu einem endgültigen Ergebnis kämen. Um sich dem Thema anzunähern, kann man recht verschiedene Perspektiven wählen: Begonnen bei der Geschlechts-Identität über die berufliche Identität bis hin zu weltanschaulichen Gesichtspunkten der Identität reicht das Spektrum möglicher Antworten auf die fundamentale Frage: Wer bin ich?
Das vorliegende Buch untersucht die Identitätsthematik vorrangig unter körperlich-leibhaftigen Aspekten, wobei der Autor systematische und historische Dimensionen dieser Problematik berücksichtigt. Systematisch, weil er sich etwa den Fragen der Neurowissenschaften nach der Biologie (zentrales Nervensystem) von Seele und Geist zuwendet; und historisch, weil er bei seinen Darlegungen die philosophischen Positionen etwa von René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz, Julien Offray de La Mettrie oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel ausführlich zitiert.
Die menschliche Identität wurzelt tatsächlich in unserem Körper – ohne dass dieses Körper-Selbst schon hinreichend wäre, die Frage nach dem „Wer sind wir?“ befriedigend zu beantworten. Das Körper-Selbst setzt sich aus dem Körperschema und dem Körperbild zusammen. Ersteres entsteht aus dem Zusammenspiel von Viscerozeption (Empfindungen der inneren Organe), Propriozeption (Empfindung der Stellung von Gelenken und des Körpers im Raum), Gleichgewichtssinn und Tastsinn.
Das Körperbild hingegen beschreibt unser subjektives Erleben des Körpers: Gefühle, Assoziationen, Stimmungen, Emotionen, Erinnerungen, Affekte. Jeder von uns hat in Bezug auf den eigenen Körper sehr eigene Erinnerungen, so dass das Körperbild jeweils überaus subjektiv und individuell ist. Körperschema und Körperbild zusammengenommen ergeben das Körper-Selbst, das seinerseits einen wesentlichen Baustein des Identitäts-Empfindens bedeutet.
Einige dieser Zusammenhänge von Körper, Selbst und Identität werden im vorliegenden Buch zumindest angedeutet. Der Schwerpunkt des Textes liegt jedoch auf den philosophischen Debatten, die sich seit Jahrhunderten im Hinblick auf den Körper als sperriges und nie ganz zu fassendes Phänomen der Identität ergeben haben.